Kiefergelenkfunktionsstörungen

Zur Therapie vielfältiger orthopädischer Krankheitsbilder ist die Untersuchung und Behandlung der Kiefergelenke im Dialog zwischen Zahnärzten und Physiotherapeuten oft nicht mehr weg zu denken.

Symptome wie:

  • Kopfschmerzen
  • Nackenschmerzen
  • Schwindel
  • Ohrgeräusch
  • Schluckstörungen

um nur einige wenige zu nennen, finden ihre Ursache häufig in einer Funktionsstörung des Kauorgans.

Bedenkt man, dass so ein Kiefergelenk täglich 1500- bis 2500-mal bewegt wird, so ist schnell klar, dass kein anderes Gelenk so oft in Bewegung ist wie dieses. Die Ursache solcher Kiefergelenksfunktionsstörungen, auch C M D genannt (C = cranio = von cranium, der Schädel / M = mandibulär = von Mandibulum, der Unterkiefer /Dysfunktion = Fehlfunktion), findet sich meistens in der Muskulatur, den unmittelbaren Gelenkweichteilen oder dem Gelenk selbst. Ein Schleudertrauma, ein abgebrochenes Zahnstückchen oder schon ein Sturz, z.B. auf einer rutschigen Kellertreppe, reichen aus um eine Höhendifferenz von den rechten zu den linken Backenzähnen zu erlangen.

In einem Versuch mit Studenten wurde auf einer Seite eine kleine Kunststoffauflage (nur 1/10 mm) auf einen Backenzahn geklebt. Es kam u. a. zu deutlich verkürzten Tiefschlafphasen, einem erhöhten Stresshormonspiegel und nach 14 Tagen zu Verletzungen an den Kiefergelenken mit abnormen Muskelspannungsasymmetrien, die dann als Anfang des Teufelskreises zu nennen sind.

Welchen therapeutischen Ansatz verfolgen wir hier also? Physiotherapeuten haben nicht die Möglichkeit an der Aufbisssituation direkt etwas zu ändern, sondern unser Handwerk erstreckt sich in der Harmonisierung aller Muskeln, die direkt oder indirekt auf das Kauorgan wirken.

Ebenso können Gelenke an der Wirbelsäule mit einer Minderbeweglichkeit durch uns mobilisiert werden um als Ursache der Störung auszuscheiden. So kann die Spannung der Muskeln, die das rechte Kiefergelenk schließen verändert sein, wenn durch ständiges einseitiges tragen einer Schultertasche die rechte Schulter immer hinunter gezogen wird. Also fängt es hier schon mit einer „Haltungsschulung“ oder dem vermeiden alter Gewohnheiten an. Patienten sind in der Ermittlung der Ursachen in jedem Fall mit ein zu beziehen.

Um nun zur Gretchenfrage zu gelangen – Rückenschmerz durch Kiefergelenk-probleme oder Kiefergelenksprobleme durch Rückenschmerz, ist zur endgültigen Abklärung ein Zahnarzt zu integrieren. Er kann letztendlich feststellen, ob sich die Okklusion (Zahnkontaktsituation) durch die physiotherapeutische Intervention verbessert hat oder nicht. Eine „Panorama-Aufnahme“ kann hier für uns sehr hilfreich sein. Wir erkennen, ob die Kiefergelenke eine symmetrische Pfannen-Gelenkkopfbeziehung haben oder ursächlich nicht beteiligt sind.

Kiefergelenkfunktionsstörungen

Muskeln, die z.B. am Becken ansetzen haben einen direkten funktionellen Kontakt über die Rippen  und dem Kehlkopf  an den Unterkiefer. Wenn das Becken vorn „herunter fällt“ weil die Bauchmuskeln nicht mehr so fit sind, dann kann es durch den Zug der Muskeln schon mal dazu kommen, dass sie nachts schnarchen und mit Kopfschmerzen in der Nacht aufwachen.

Sollten Sie gezielt zahnmedizinische Hilfe suchen weil sie den Verdacht haben, dass Ihr Kiefergelenk eine Funktionsstörung hat, dann werden wir Ihnen gerne eine Empfehlung geben können, jedoch sollte Ihr Zahnarzt der erste Ansprechpartner sein.